Dieses Thema begleitet mich schon länger, nun möchte ich versuchen, das in Worte zu fassen. In mir ist eine tiefe Einsamkeit und eine große Sehnsucht nach Sicherheit und Verbundenheit mit
Menschen. Mein Überlebensmodus hingegen will immer Außen suchen und handeln, was kurzfristig zu helfen oder etwas zu lösen scheint. Langfristig aber merke ich, dass die tiefe Trauer und
Einsamkeit immer da sind: der Anteil, der ständig nach Aufmerksamkeit schreit und erst ruhiger wird, wenn ich meine Aufmerksamkeit hingebe oder mich damit einem Gegenüber mitteile.
Das ist aber nur möglich mit Mitmenschen, die mit Ehrlichem Mitteilen oder anderer traumasensibler Arbeit vertraut sind, denn nichts ist schlimmer, als dann so etwas Mitleidiges zu hören oder
getröstet zu werden! Denn dann halte ich wieder alles zurück, da ich das nicht möchte. Ich wünsche mir einfach jemanden, der es hören kann und der da ist, oder dass ich erfahre, was es in ihm
oder ihr auslöst. Alles andere kommt mir vor wie ein Versuch, meine Einsamkeit weg zu machen. Das passiert leider immer wieder und es lässt mich einsam zurück und wütend. Warum haben wir den
Umgang mit der Trauer und Einsamkeit nicht gelernt, warum wird damit umgegangen, als wären wir kleine Kinder, wenn wir uns so fühlen?
Das macht mich so wütend, da ist der Gedanke, die Welt ist nicht bereit für meine große Trauer. Da kommt nun auch Scham. Und der Gedanke: diese Einsamkeit, die nun immer mehr in mir da ist, ist
ganz anders als ich mir das vorgestellt habe. Ich dachte immer, ich bin gar nicht einsam, ich komme gut mit mir zurecht, kann super alleine sein. Diese Einsamkeit und Trauer sind so anders, so
tief, so emotional und körperlich schmerzhaft, teilweise kaum auszuhalten. Daher vielleicht die tief eingebrannte Idee, sie ist zu viel, da sie sich so unglaublich schmerzhaft in mir anfühlt.
Aber einem Gegenüber, das einfach da ist, ist es meistens gar nicht zu viel. Nur meine Scham und Abwehr und die Identifikation damit lassen einen Teil von mir glauben, ich wäre damit zu viel und
diesen tiefen Schmerz halte ich dann kaum aus.
Aber wenn er nur mal richtig Raum bekommt, in dieser viel zu schnellen Welt, ist es so ruhig und ich bin dankbar! Dann kann es fließen und nichts ist mehr wichtig, alles kommt zu einer tiefen
Ruhe und in Frieden. Dabei gestört zu werden, bringt mich dann aber erst in eine richtig tiefe Wut. Ich habe die Idee, dass dieser friedvolle Zustand eigentlich mein wahres Ich oder meine Seele
ist. Wann ist endlich Raum dafür, mit mir und im Kontakt, da ist eine schmerzhafte Sehnsucht nach diesen Momenten!
Schmerzlich aber auch befreiend ist es auch gerade zu merken, dass ich aufhören kann, die Sicherheit im Außen zu suchen. In mir und im Kontakt, da möchte ich mich sicher fühlen. Das ist aber
nichts, das einfach da ist, vielleicht hätte es mal da sein sollen. Aber ich habe es nicht so erlebt, sondern immer nur Unsicherheit, keine Stabilität, Eltern, die ständig ausagiert haben. Es gab
viel Wut und Streit, ständig war was los, bei 4 Geschwistern kein Wunder, keinen sicheren Hafen, den ich mir so sehr immer gewünscht habe. Sicherheit habe ich lange im Außen gesucht und natürlich
nie gefunden - zwar im Laufe meiner Reise immer mehr in meinem Körper und auch ab und an in Partnerschaften oder Freundschaften erlebt, aber schnell wieder verloren oder sehr viel Anstrengung
aufwenden müssen, um wieder in diesen sicheren Zustand zu kommen.
Ich mag es nicht mehr, ich höre auf damit, ich lebe einfach und stelle mich gerade dieser Unsicherheit, lebe von Moment zu Moment. Wo fühle ich mich jetzt gerade sicher, was brauche ich im
Moment. Das ist nicht immer einfach, aber für mich grad der richtige Weg, natürlich ist da schon der Wunsch, wieder etwas wie Heimat zu finden. Da ist eine Sehnsucht, in einer Gemeinschaft zu
leben, die EM praktiziert. Aber vielleicht ist es ganz anders als ich mir das vorgestellt habe, so wie die Partnerschaft, die ganz anders ist als ich mir das vorgestellt habe. Schöner,
anstrengender, fordernder, lebendiger und nährender als alles, was ich bis jetzt kannte.
Da ist Dankbarkeit und unsichere Freude!